Horrorzahlen und Hoffnungsschimmer: Die FFA hat ihre Kinobilanz für das erste Halbjahr vorgelegt.
Schön sind die Zahlen nicht, die die Filmförderungsanstalt (FFA) am Montag in ihrer Kinobilanz für das erste Halbjahr vorlegte. Wegen des Corona-Lockdowns, der für die meisten Kinos erst Anfang Juli endete, wurden seit Januar nur etwa 840.000 Eintrittskarten verkauft. 2020 waren es im ersten Halbjahr trotz des Lockdowns im Frühjahr noch fast 26 Millionen gewesen, im Jahr 2019 knapp 54 Millionen. Darum lässt die FFA diese Zahlen in der Anküdingung beiseite und konzentriert sich lieber auf eine frohe Botschaft: „Das vielbefürchtete Kinosterben hat bisher nicht stattgefunden.“
Denn die Auswirkungen auf den Kinobestand halten sich dagegen in Grenzen: Um 1 Prozent schrumpfte die Zahl der Kinos in Deutschland im ersten Halbjahr 2021. In Zahlen: Es gibt 18 Kinos beziehungsweise 37 Leinwände weiter als 2020. FFA-Vorstand Peter Dinges sieht das als Beleg, „dass die Maßnahmen und Hilfsprogramme des Bundes, der FFA und der Länder gewirkt haben“ – auch wenn „die Kinos noch längst nicht über den Berg“ seien. Weil die Insolvenzantragspflicht bis Ende April noch ausgesetzt war, könnten noch weitere Ausfälle bekannt werden.
„Erneut strotzt eine Kinomarktbilanz nur so vor Horrorzahlen. Und bietet dabei doch erneut einen kleinen Lichtblick,“ schreibt „Blickpunkt Film“, sieht aber ebenfalls noch keine Entwarnung: Dass der Kinobestand abnehmen würde, darüber „gab es selbstverständlich schon im Vorfeld keinen Zweifel.“ Bereits im Verlauf des zweiten Halbjahres 2020 hatten einige Kinos den Betrieb dauerhaft eingestellt, und auch im Juli gab es „vereinzelte neue Berichte über Kinoaufgaben beziehungsweise wenigstens extrem unsichere Zukunftsperspektiven.“
So auch die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, die nicht nur aufs Vorjahr blickt und die Lage darum etwas optimistischer sieht. Denn gegenüber 2019 (und davor) hat die Zahl von Spielstätten und Standorten, Kinounternehmen und Leinwänden unterm Strich zugenommen. Wodurch sich die Zeitung zu einer starken Überschrift hinreißen lässt: „Die Filmbranche hat überlebt“.
Die echte Krise kommt erst noch, mahnt derweil „Radio Prag“ aus dem Nachbarland, wo die Erfahrungen ähnlich sind: „Im Corona-Lockdown waren die Kinos in Tschechien bis auf eine kurze Unterbrechung anderthalb Jahre lang geschlossen. Im Juni konnten sie wieder öffnen. Seitdem folgt eine Premiere auf die andere, und die Kinogänger wissen kaum, welchen Film sie zuerst anschauen sollen. Dennoch kann von einer Normalität nicht die Rede sein. Die Pandemie ist noch nicht vorbei, das Publikum noch vorsichtig. Zudem hat es sich an Heimkino und Streamingdienste gewöhnt. Wie dauerhaft die Veränderungen sind, die Corona im Zuschauerverhalten und im Geschäft des Filmverleihs in Tschechien verursacht hat, dürfte sich erst in den kommenden Jahren zeigen.“
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