Simon Pilarski und Konstantin Korenchuk haben ihren ersten langen Kinofilm gedreht. Und ein langes Making-of dazu: In 14 Folgen schildern sie die einzelnen Produktionsschritte.
30 Euro kostete ihr erster gemeinsamen Kurzfilm. 150 Euro gewann er beim „Mainzer Filmkultur-Wettbewerb”, berichten Simon Pilarski und Konstantin Korenchuk auf ihrer Website: „Das Budget wurde somit fünf-fach wieder eingespielt, und dieser kleine Erfolg legte den Grundstein für unser gemeinsames filmisches Schaffen.“ Vor zehn Jahren gründeten sie ihre Firma, benannt nach dem Erfolgsfilm: Sternenberg Films produziert Werbefilme aber auch „originelle, unverbrauchte und marktfähige Elevated-Genre-Projekte für die Kinoleinwand, sowie den VoD-Markt und verbindet dabei stets Unterhaltung mit Anspruch.“
Offenbar ist das nicht zu hoch getextet: 2016 hatte Simon Pilarski für seinen Kurzfilm „Nächstenliebe“ den „Hessischen Hochschulfilmpreis“ erhalten. Die Jury war von dem Genrefilm beeindruckt: „Der junge Regisseur, der 1990 in Wiesbaden geboren wurde, widmet sich dem Thema Kindesmissbrauch in der Kirche mit kleinen, kurzen, zum Teil abstrakten Andeutungen, ohne den eigentlichen Akt darzustellen. Dies verleiht dem Kurzfilm spannende Momente, die durch gut gewählte Schauplätze, eine insgesamt dunkle und kalte Atmosphäre sowie durch sehr professionellen Schnitt unterstützt werden. Die Vielschichtigkeit des Themas wird in den drei Erzählebenen des Plots aufgegriffen, wobei ihm auch hier die filmtechnischen Übergänge und die inhaltliche Verknüpfung trotz Mehrfachbesetzung des Protagonisten sehr gut gelingen. Schließlich verleiht Simon Pilarski seinem Film mit auf die Szenen perfekt abgestimmter Musik die Krönung, so dass der Zuschauer bis unter die Haut ergriffen ist.“
7.500 Euro gab’s als Preisgeld, zudem Förderung von Hessen Film für die Entwicklung weiterer Projekte. Zeit also fürs Langfilmdebüt: Im September und Oktober 2019 wurde am Rhein und im Odenwald „4 Tage bis zur Ewigkeit“ gedreht. Das „historische Liebesdrama mit Thriller-Elementen“ basiert auf der Legende um Idilia Dubb, und soll im September ins Kino kommen.
Bis hierhin klingt’s traumhaft. Doch ganz so geschmeidig ging’s doch nicht. Weniger wegen des ungewöhnlichen Aufwands bei einem Debütfilm – „der Finanzierungsprozess war ungewöhnlich“, sagt Korenchuk. Förderung hatten sie bei mehreren Stellen beantragt, das sei üblich wegen der Obergrenze bei Debütfilmen. Bei 500.000 Euro liegt sie bei der Hessen Film – und die sagten als einzige zu. Das bedeute normalerweise das Aus, erklärt Korenchuk. „Mit nur einer Förderung kann man eigentlich keinen solchen Film machen.“
Und so wird’s doch wieder traumhaft, denn die beiden fanden einen Privatinvestor und Koproduktionspartner.
Was gut ist, denn so haben sie in einer Video-Reihe auf Youtube viel zu berichten. „Nicht die Idee zu einem guten Film, sondern der Produktionsprozess ist dabei die wahre Herausforderung für einen Produzenten.“ In 14 Folgen erklären Korenchuk und Pilarski am Making-of ihres Kinofilms die einzelnen Produktionsschritte, verraten Hintergrundwissen, Geheimtipps, Zahlen, Budgets und geben Einblicke in finanzielle und künstlerische Prozesse.„Wir wollen mit unserer Video-Reihe junge, angehende Filmemacher motivieren, aber auch allen Filminteressierten spannende Themen näherbringen“, erklärt Pilarski.
Tatsächlich ist die Reihe ein Crash-Kurs für Einsteiger*innen, den es so wohl noch nicht gegeben hat: Vom langwierigen Drehbuchprozess bis zur Weltpremiere wird jeder Schritt der Filmherstellung erklärt, und die einzelnen Gewerke kommen ausgiebig in eigenen Folgen zu Wort. Und den begeisterten Kommentaren nach können auch Studierende an Filmhochschulen noch etwas lernen. Und zwar umsonst, über insgesamt drei Stunden. Aber wozu der ganze Aufwand? Vom „Wissen-teilen-wollen“ spricht auch Korenchuk, dann setzt er nach: „Und wahrscheinlich, weil wir vor vier Jahren auch gerne sowas gehabt hätten.“
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