Überleben in der Warteschleife
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Im vorigen Jahr hatte der Bezahlsender Sky Deutschland das Aus für eigene Produktionen verkündet. Auch andere Sender und Streamer halten sich zurück. In der Produktionsbranche brechen die Aufträge ein – um die 10 Prozent weniger könnten es in diesem Jahr sein. Betroffen sind vor allem kleinere Produktionsfirmen, berichtet Tilmann Gangloff bei „EPD Medien“ [Bezahlschranke]. Die öffentlich-rechtlichen Sender versichern zwar „ein verlässlicher Auftraggeber für Produktionsfirmen“ (ARD) zu sein. Zugleich räumen sie finanzielle Grenzen ein und lassen weniger produzieren: 
„Nach Angaben von Brancheninsidern sind die Preise für Produktionen deutlich gestiegen. Vor zehn Jahren, sagt ein erfahrener ARD-Redakteur, habe ein ,Tatort’ noch 1,5 Millionen Euro gekostet, mittlerweile nähere man sich der Zwei-Millionen-Marke. Inflation, Tariferhöhungen, Intimacy Coaches, Green Producing, all das treibe die Kosten in die Höhe. Einige ARD-Sender hätten die Zahl ihrer Beiträge für den Sonntagskrimi bereits eingeschränkt, denn Qualität habe ihren Preis:, Einen ausgezeichneten Kameramann kriegen Sie nicht für den Tariflohn.’ […] Eine weitere Herausforderung ist […] die Verlagerung von Produktionen vom linearen Fernsehen in die Mediathek:, Einzelstücke lösen geringere Impulse aus als Reihen und Serien, also werden mehr Serien produziert. Serien sind aber teurer als Fernsehfilme. Dieses Geld muss irgendwie eingespart werden. Wenn es nicht zu einer Beitragserhöhung kommt, werden wir noch stärker in der Bredouille stecken.’ […] Hatte das ZDF 2022 noch 405 Millionen Euro für Auftragsproduktionen von Filmen und Serien ausgegeben, so sind für dieses Jahr dafür nur 393 Millionen Euro geplant.“
Grund sind auch die unklaren Rahmenbedingungen. Viele Projekte für das Kino seien in der Warteschleife, erklärt der Produzent Benedikt Böllhoff von Viafilm: „Die Unternehmen hoffen auf die Reformen. Wenn sie kommen, wird es zumindest im Kino zu einem gewissen Aufschwung kommen. Für die gesamte Branche wird jedoch viel davon abhängen, wie die öffentlich-rechtliche Gebührenfrage beantwortet wird.“ Kleine Firmen, sofern sie größtenteils für ARD und ZDF produzieren, hingen daher „in der Luft“, sagt Böllhoff – „weil völlig unklar ist, welche Budgets den Sendern in Zukunft zur Verfügung stehen“. Selbst eine Beitragserhöhung werde, für manche zu spät kommen.
 
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