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*Das wär doch was als Erkenntnis aus dem Corona-Jahr: Die Kultur soll ins Grundgesetz, fordert eine Petition mit prominenter Unterstützung. * Ein Grundrecht auf Kultur *fordern deutsche Kulturschaffende in einer Petition https://www.openpetition.de/petition/online/kultur-ins-grundgesetz. Dort und auf der Website der Initiative „Kultur ins Grundgesetz“ https://www.kulturinsgrundgesetz.de wird erklärt: „Die Freiheit der Kunst wird unter Artikel 5 Abs. 3 des Grundgesetzes geschützt und stellt damit ein Grundrecht dar. Doch Kunst und Kultur können nur frei sein und ihre gesellschaftliche Aufgabe erfüllen, wenn ihnen die dafür notwendige Achtung und Akzeptanz auf bundespolitischer Ebene entgegengebracht wird. Bislang wird die Kulturförderung in weiten Teilen als freiwillige Aufgabe der Länder und Kommunen betrachtet.“ Und: „Die grundrechtlich verankerte Freiheit der Kunst verkommt zur Phrase, wenn ihre materiellen Bedingungen ausgeblendet werden.“ Die Auflistung der Erstunterzeichner*innen beeindruckt in Umfang wie in Prominenz. Vom Präsidenten der Europäischen Filmakademie bis zur Bundestagsvizepräsidentin und quer durch die Künste fordern sie konkret dreierlei: # „Den Schutz von Kunst und Kultur als Grundrecht im Grundgesetz zu verankern.“ # „Das Recht auf unbeschränkte Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger am kulturellen Leben und an kultureller Bildung als Grundrecht im Grundgesetz zu verankern.“ # „Langfristige stabile Sicherungsinstrumente für Kunst- und Kulturschaffende zu etablieren, sowie ein auf sie zugeschnittenes gesetzliches Regelwerk zu schaffen, das sie vor unverschuldeten Verdienstausfällen schützt.“ Die Kulturbranche fiel im Lockdowndiskurs als schnöde Freizeitaktivität oft unter den Tisch. Zu Unrecht, denn ihr ökonomisches Gewicht ist beachtlich, berichtet die „Taz“ https://taz.de/Einbruch-durch-Corona/!5738461/ aus dem Monitoringbericht „Kultur- und Kreativwirtschaft 2020“ gerade herausgegeben vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Dort rangiert die Kulturbranche mit einer Bruttowertschöpfung von etwa 106 Milliarden Euro (2019) auf gleicher Höhe mit Maschinenbau (111 Milliarden) und deutlich vor den Finanzdienstleistern (74 Milliarden) und doppelt so stark wie die Chemische Industrie (52 Milliarden). Diesen starken Auftritt verdanke sie allerdings der Games- und Softwareindustrie, die auch zur Kreativbranche gezählt wird, merkt die „Taz“ an. Während dieser Bereich mit einem Rückgang von nur zehn Prozent rechne, werde für 2020 für die darstellende Kunst ein Umsatzeinbruch von 75 Prozent erwartet, in der Filmbranche von 72 Prozent. Der Monitoringbericht prognostiziere fatale Folgen für die Kulturbranche, so die „Taz“: „Es drohen Pleiten und Monopolisierung“.